|
Es
mag überraschen, aber es steht heute ausser Zweifel, dass die Schrift
mit den Zahlen anfing. Denise Schmandt-Besserat hat als erste die Keilschrift
mit kleinen Zählsteinen aus Ton ("tokens")
in Verbindung gebracht. Man hat
sie im ganzen Vorderen Orient in Grabungen gefunden, die eine Periode vom
neunten zum zweiten Jahrtausend v. Chr. umfassen. Im geografischen Raum,
in dem sich die Keilschrift entwickelte, konnte sie eine bemerkenswerte
Abfolge von Zählsteine bestimmter Form in Tonkugeln - erste grobe
Eindrücke in Tontafeln - Zahlen auf Tontafeln rekonstruieren.
3000 Stück
dieser Art früher Tontafeln wurden in der sumerischen Stadt Uruk,
heute Warka, gefunden. |
Die
Tonkugeln enthielten Zählsteine, die nicht nur die Anzahl der Objekte,
sondern das Gezählte selbst auch wiedergaben. Auf ihrer Aussenseite
waren sie über und über mit Siegelabrollungen versehen, um zum
einen den Eigentümer zu kennzeichnen und zum andern vor Fälschung
zu schützen. Die Zählsteine drückte man vor dem Verschliessen
der Tonkugel ebenfall auf ihrer Aussenseite ab.
Seit Ende des
4. Jahrtausends v. Chr. verwendete man anstelle von Zählsteinen flachgedrückte
Tonkugeln, die wie ein Kissen geformt waren, Tontafeln
also. Darauf nun drückte man die Zahlen ein und rollte ein
Siegel darüber ab. |
|