Erstaunlich, aber wahr: einem jedem Sumerer und Babylonier gestand man täglich seine Mass Bier zu.
Bier gehörte zu den Grundnahrungsmitteln. Schon im 3. Jahrtausend v. Chr. gibt es zahlreiche Verwaltungsurkunden, die die Lieferung von Gerste, Emmer und Gerstenmalz an die Bierbrauer festhielten. Die Gerste wurde vermälzt, der Emmer nur entspelzt. 
Je nach dem Anteil dieser beiden Getreidesorten stellte der Bierbrauer Emmerbier oder Gerstenbier her. 
Als Vorstufe des Bieres stellte man stark eingedickte, sehr zuckerhaltige Malzextrakte her. Der starke Zuckergehalt machte sie haltbar. Dieser "Bierhonig" fand in der Küche als Süssungsmittel Verwertung. 

Wie schmeckte dieses Bier? Es wäre grundverkehrt, sich dabei ein Bier wie das der Brauart "Pilsener" vorzustellen. Die Sumerer und Babylonier verwendeten keinen Hopfen zum Bierbrauen. Deshalb war das Getränk überhaupt nicht bitter. Auch der Alkoholgehalt war nicht so hoch wie in einem Pils. Viel eher schmeckte sumerisches und babylonisches Alltagsbier wie eine dünne, leicht alkoholisierte Variante von Malzbier.

Von mindestens 16 bekannten Biersorten waren drei die alltäglichsten: Schwarzbier, gutes Schwarzbier und Primabier. Die ersten beiden waren Gerstenbiere, das dritte ein Emmer- oder Gerstenbier. Natürlich gab es auch Festtagsbier. Das war dann süsser oder stärker alkoholhaltig. Bier wurde in Lagergefässe abgefüllt, die bis zu 40 Litern fassten. Das meiste wurde als Jungbier getrunken. Es gab aber zweifelsohne auch "Lagerbier". 

 
 
Bierrationen pro Monat 
Männer 60 Liter 
Frauen  30 Liter
Kinder 10-20 Liter

 
 
 
 
 
 
 

Bier trank man in Schenken, wie beispielsweise aus folgendem altbabylonischen Brief (um 1700 v. Chr.) hervorgeht:

 
"Zu Ibni-Schamasch, Sin-iddinam, dem Handelsamt von Sippar und den Richtern von Sippar sprich! Folgendes sagt Abi-eschuch*: 

Botschafter und Wagen der Kassiten werden aus Babylon nach Sippar-Jachrurum gehen. Am 24. VII. werden sie bei Euch eintreffen. Sobald Ihr diesen meinen Brief seht, nehmt 300 Krüge Mischbier in den Schenken von Sippar-Amnanu, so dass sie zur Verfügung stehen. Wenn man Euch schreibt, schickt die Bierkrüge nach Sippar-Jachrurum.

Was ferner die Lieferung von Gerste an die Schwankwirte betrifft, worüber Ihr mir geschrieben hattet, so ist soeben dazu Befehl erteilt worden. Man wird die Gerste in Sippar an die Schankwirte ausliefern.

*Abi-eschuch war 1711-1684 v. Chr. König von Babylon, ein Enkel des berühmten Hammurabi.

Quelle: Altbabylonische Briefe Bd. 2, Nr. 67.