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Nicht
jeder Babylonier, Assyrer oder Sumerer war so wohlhabend, dass er ein Rollsiegel
besass. Rollsiegel sind zylindrische, längs-durchbohrte Objekte, die
auf Ton abgerollt werden konnten. Sie sind mit verschiedenen Szenen verziert
und tragen häufig zusätzlich eine Inschrift, die den Namen des
Eigentümers oder ein Gebet um Schutz beinhaltet. Sie dienten als Unterschrift
auf Verträgen.
Wenn man kein
Rollsiegel besass, gab es noch zwei andere Möglichkeiten, seine "Unterschrift"
auf einem rechtlich bindenden Dokument anzubringen. Entweder drückte
man ein Stück des eigenen Gewandsaumes auf der Tafel ein oder aber
den Fingernagel. Auch diese Form der Unterschrift hatte bindende Kraft
und magischen Gehalt zugleich.
Im täglichen
Leben konnte der Gewandsaum als Stellvertreter der Person angesehen werden.
Eine Gewährleistung für den Wahrheitsgehalt einer Botschaft stellte
der Gewandsaum in den Briefen aus Mari im 18. Jahrhundert v. Chr. dar.
Götter teilten sich Ekstatikerinnen und Ekstatikern mit, um den König
vor Unheil zu warnen oder an religiöse Pflichten zu erinnern. Zur
Beglaubigung einer solchen Nachricht schickte häufig die Königin,
der man davon als erste berichtet hatte, ein Stück des Gewandsaums
des Ekstatikers/der Ekstatikerin sowie Inhalt und Bedeutung der Götternachricht
an den König.
Wenn man den
Gewandsaum eines Königs anfasste, so trat man dadurch in ein Abhängigkeitsverhältnis
oder unter die Schutzherrschaft eines Königs. Das Anfassen des Gewandsaumes
eines Gottes bedeutete für den Menschen oder Beter, dass er sich der
Macht dieser Gottheit unterwarf. |
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