Die Briefeinleitungen der altbabylonischen Zeit (1950 - 1600 v. Chr.) lassen oft erkennen, welchen sozialen Rang der Absender dem Adressaten gegenüber besass. Gerne leiteten die Babylonier ihre Briefe mit umfangreichen Höflichkeitsformeln ein, wenn sie an einen Höhergestellten schrieben. Der Segen der Götter wird beschworen, um den Angesprochenen zu schützen. Meistens hören die Briefe jedoch ganz unvermittelt auf, nachdem der Schreiber oder die Schreiberin zu unablässigem Tun aufgerufen hat.

Hier ein paar Beispiele:

 
Befehlston, König an Untergebenen: "Zu Luschtamar-Zababa und Belanum sprich! Folgendes sagt Hammurabi: ..."

Quelle: Altbabylonische Briefe Bd. 9, Nr. 32.

 
Kurz und bündig, Herr zu Diener: "Zu Belschunu sprich! Folgendes sagt Hadanschu-likschud: ..."

Quelle: Altbabylonische Briefe Bd. 3, Nr. 46.

 
An die Ehefrau(?): "Zu Schat-Emach* sprich! Folgendes sagt Sin-ituram: Schamasch möge Dich gesund erhalten!"

*Frauenname
Quelle: Altbabylonische Briefe Bd. 10, Nr. 56.

 
Ausführlich, Diener zu Herr: "Zu Papa sprich! Folgendes sagt Belschunu: Schamasch und Marduk sollen um meinetwillen dauernd Papa am Leben erhalten. Hilfe (kommt) von Marduk, deinem Helfer! Fürchte gar nichts!"

Quelle: Altbabylonische Briefe Bd. 3, Nr. 38.

 
  "Zum Herrn, den Marduk am Leben erhält, sprich! Folgendes sagt Jantin(...): Schamasch und Marduk sollen Dich dauernd am Leben erhalten! Du mögest wohl sein! Du sollst leben! Nach Deinem Wohlbefinden habe ich mich erkundigt; schreibe mir, wie es Dir geht!"

Quelle: Altbabylonische Briefe Bd. 3, Nr. 91.

 
Anfang ohne Ende: "Zu Nabium-malik, dem guten Manne, dessen Schreibstift Marduk und Nabium recht leiten, sprich! Folgendes sagt Awil-Ninsianna: Schamasch und Marduk sollen Dich um meinetwillen dauernd am Leben erhalten. 
Wenn ich keinen Bedarf gehabt hätte, hätte ich Dir je geschrieben? Du zeigst Dich sehr verschwenderisch; für mich bewahrtet Ihr nichts und die fünf Throne hast Du mir nicht bringen lassen. Jederzeit, seit Du mir etwas versprochen und dann geschickt hast, habe ich es in meinem Herzen gewusst: wie der eine oder der andere, dem Du etwas gegeben hast, bin ich Dir nicht genehm. 
Zu Deinem Herzen hast Du folgendes gesprochen: 'Womit wirst Du meine Freundlichkeit vergelten? Ich bin ein Herr, er ein Palastabhängiger. Womit wird er meine Freundlichkeit vergelten?'
Ein gesunder Mann wird demjenigen, der ihm eine Freundlichkeit erwies, vergelten. Wenn ich gesund bleibe, werde ich Deine Freundlichkeit vergelten.
Gehe schnell und wähle und schneide 2 gute Holzstangen und lass sie zu Vater zu unserem eigenen Hause bringen. Eine lass mir bringen!"

Quelle: Altbabylonische Briefe Bd. 3, Nr. 33.