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Gilgamesch,
der Held, wird sich klar darüber, dass auch er eines Tages sterben
muss. Er beschliesst daher, sich einen grossen Namen zu machen, bevor er
sein vorbestimmtes Ende findet. Aus diesem Grund will der zum "Land der
Lebenden" ziehen, wahrscheinlich, um dort Zedern zu fällen und sie
nach Uruk zu bringen.
Er erzählt
seinem getreuen Freund Enkidu von seinem Vorhaben. Dieser rät ihm,
sich zuerst an den Sonnengott Utu um Unterstützung zu wenden, denn
Utu ist der Gott des Zedernlandes.
Gilgamesch
bringt Utu Opfer dar und bittet ihn, sein Vorhaben zu unterstützen.
Die erste Antwort des Gottes ist ausweichend, weil er Gilgamesch für
nicht ganz geeignet hält. Da bittet Gilgamesch erneut um Unterstützung.
Utu hat Mitleid mit ihm und hilft ihm, wahrscheinlich indem er die sieben
bösen Dämonen, die für schlechtes Wetter verantwortlich
sind, lähmt.
Überglücklich
versammelt Gilgamesch 50 Getreue aus Uruk um sich, die weder "Haus" noch
"Mutter" haben, sumerische Desperados also. Nachdem sich alle mit genügend
Waffen ausgestattet haben, überqueren sie die sieben Berge zwischen
Uruk und dem Land der Lebenden mit Hilfe Utus.
Was genau dann
passiert, ist wegen einer Lücke im Text nicht klar. Wo der Text wieder
verständlich wird, ist Gilgamesch offensichtlich eingeschlafen. Es
dauert eine Weile, bis seine Mitstreiter ihn wieder wach bekommen. Als
er endlich erwacht, will er sich nicht länger, weder von Mensch noch
Gottheit, aufhalten lassen.
Enkidu fleht
ihn an umzukehren, denn der Zedernwald wird von einem schrecklichen Monster,
Huwawa (oder Chumbaba), dem "Mann" des Zedernwaldes, bewacht. Von diesem
heisst es: "seine Zähne sind die Zähne eines Drachen, sein Gesicht
ist das Antlitz eines Löwen, sein .. ist wie die reissende Flut, seiner
Stirn, die Bäume und Schilf verschlingt, entrinnt niemand". Doch Gilgamesch
beharrt auf seinem Entschluss.
Huwawa versucht,
die Herankommenden am Eindringen in den Wald zu hindern. Gilgamesch und
seine 50 Männer fällen sieben Zedern und machen die Stämme
gleich zum Abtransport fertig. Als Gilgamesch zur Kammer Huwawas gelangt
und ihn angreift, beschwört dieser Gilgamesch, ihn zu schonen.
Gilgamesch
ist bereit, der Bitte zu willfahren, aber Enkidu warnt ihn davor. Sollte
Gilgamesch Huwawa verschonen und freilassen, dann gewänne Namtar,
der Dämon des Schicksals, Gesandter der Unterwelt, Macht über
ihn.
Darauf sagt
Huwawa, Enkidu habe wie ein Mietling übel gegen ihn gesprochen. Diese
Beleidigung vergelten Gilgamesch und Enkidu ihm, indem sie seinen Hals
abschlagen. Sie bringen den Leichnam zu Enlil und dessen Gemahlin Ninlil
nach Nippur.
Der Rest der
Dichtung, die ohnehin nur lückenhaft erhalten ist, ist bislang noch
nicht wiedergefunden worden. |
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