Der Spaten, Symbol Marduks Baum, Symbol für Fruchtbarkeit
Wasserkrug, Symbol für Leben Hörnerkrone, Symbol  Assurs

 

Der permanente Konflikt zwischen Assyrien und Babylonien ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. beeinflusste nachhaltig die offiziellen Kulte. Das Schicksal der Marduk-Statue Babylons, die mehrfach nach Assyrien verschleppt und dann wieder nach Babylon zurückgebracht wurde, erweist die Religion als von politischen Ereignissen abhängig.

Die Rolle, die die Götter Marduk und Assur in der Geschichte der Religion Mesopotamiens spielten, ist einzigartig. Beide haben eine eher obskure Abstammung.

Marduk als Sohn Enkis war zunächst in Eridu beheimatet. Oder aber er verschmolz mit dem dort ansässigen Gott Asalluhi, ehe er nach Babylon kam und dort zum Stadt- und später Reichsgott aufstieg. In der Beschwörungsliteratur sind davon noch Spuren zu finden, wenn Marduk-Asalluhi und sein "Vater" Enki-Ea den Beschwörer unterstützen. Eridu war die Stadt Enkis, des Gottes der Weisheit und Herrn der Magie.

Marduk wurde schon Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. in Keilschrifttexten genannt. Aber erst in der Zeit nach 1900 v. Chr. und besonders beginnend mit der Regierung Hammurabis war er der Gott Babylons. Die nachfolgenden Herrscher der Kassiten-Dynastie (ab 1594 v. Chr.) übernahmen und bewahrten die kultischen und religiösen Traditionen Babyloniens und damit auch die Rolle Marduks. Der Raub der Marduk-Statue unter Tukulti-Ninurta I. von Assyrien (1244-1208 v. Chr.) und die Überführung des Götterbildes von Babylon nach Assur schwächte die Kräfte Babyloniens erheblich. Mit der Überführung kamen ja auch alle göttlichen Kräfte, die dem Götterbild innewohnten, nach Assyrien. Doch Marduk kehrte wieder zurück, auch wenn er noch mehrfach das Schicksal einer politischen Geisel teilen sollte.

Die Weltschöpfungserzählung (Enuma elisch = "Als da oben") erklärt auf theologisch-mythologischem Wege den Aufstieg Marduks zum obersten Gott in Babylonien. 

Marduks Haupttempel in Babylon hiess E-Sagila "Haus, das den Kopf (zum Himmel) erhebt". Im 1. Jahrtausend v. Chr. muss er ein monumentales, glänzendes Gebäude gewesen sein. Nebukadnezar II. (604-562 v. Chr.) liess in einer Inschrift festhalten, dass er die innerste Zella des Tempel überreich ausschmückte. Die Wände waren mit Gold verkleidet, so dass der Raum wie die Sonne leuchtete.

Marduks Symbol war das mythische Wesen Schlangendrache (musch-huschu = die "furchterregende Schlange").

 
  In der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. entstanden die Territorialstaaten Mitanni, Assyrien und Hatti (16.-12. Jahrhundert v. Chr. ). Assyrien gewann ab dem 13. Jahr-hundert v. Chr. zunehmend an Einfluss. Das assyrische Pantheon stand da noch deutlich in der sumerisch-babylonischen Tradition. In dieser Zeit gewann Assur, der führende Gott des Lokalpantheons, immer mehr Bedeutung in Assyrien. 

Assur war zunächst der Schutzpatron und gleichzeitig die Personifizierung der Stadt Assur, einer der vielen Berggötter Assyriens. Sein Aufstieg erfolgte ebenfalls schrittweise.

Er wurde zum Reichsgott in neuassyrischer Zeit (10.-7. Jahrhundert v. Chr.). Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. übernahm er sogar Eigenschaften und Attribute Marduks, als Assyrien den ganzen Vorderen Orient beherrschte. König Sanherib (704 - 681 v. Chr.) versuchte, ihn entsprechend Marduk ihm die Rolle im Neujahrsfest zuzuordnen. 

So wurde auch das Göttersymbol Marduks nun Assurs Symbol, nämlich der Schlangendrache. Mit seinem Siegel wurden die wichtigsten Staatsverträge gesiegelt. Als Darstellung Assurs ist auch der Gott in der Flügelsonne angesprochen worden.