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Um
die Hand des Kindes zu üben, bestanden die einfachsten Aufgaben darin,
reihenweise einfache senkrechte, waagrechte oder winkelartige Keile in
den Ton einzudrücken. Danach lernte das Kind erste Keilschriftzeichen
und Wörter zu formen.
Nach diesen
Grundlagen hatte das Kind Listen um Listen von Wortzeichen in sumerischer
Sprache auswendig aufzusagen und schreiben zu lernen. Da das Sumerische
um 2000 v. Chr. schon eine tote Sprache war, bedeutete das Fremdsprachenunterricht
von der ersten Klasse an. Die Listen enthielten deshalb nicht nur Begriffe
aus den Bereichen Holzgegenstände, Haustiere, Pflanzen, Steine, Städte
und dergleichen, sondern auch grammatische Formen des Sumerischen. Ab dem
4. oder 5. Schuljahr studierte der Schüler literarische Texte mit
einfachem Schwierigkeitsgrad.
Wenn der Schüler
mit dem Sumerischen schon gut vorangeschritten war, konnte er sich mit
Sprichwörtern und poetischen Werken beschäftigen. Diese erforderten
nicht nur eine gute Kenntnis der sumerischen Sprache, sondern verlangten
auch eine gewisse Reife, um die dahinter stehenden Probleme und Anspielungen
zu verstehen.
Sumerische
Sprichwörter:
"Ein Schreiber,
der (Meister im) Rechnen ist, ist schlecht im Ton(formen). Ein Schreiber,
der (Meister im) Ton(formen) ist, ist schlecht im Rechnen."
"Ein Schreiber,
der kein Sumerisch kann, was ist denn das für ein Schreiber?"
"Wenn sich
ein junger Schreiber zu sehr mit seiner Essenszuteilung beschäftigt,
kann er in der Schreiberkunst nicht aufmerksam sein."
"Der Schüler
des Schulmeisters ist wie ein Karneol(siegel), dessen Seiten durchbohrt
sind: er ist wahrlich ein Schreiber."
"Ein Schreiber,
dessen Hand so schnell ist wie sein Mund, ist wahrlich ein Schreiber!"
"Bevor das
Feuer ausgeht, schreibe deine Übungstafel." |
Wenn
ein kleiner Sumerer oder Babylonier zur Schule kam, etwa mit sechs bis
sieben Jahren, musste er zunächst einmal lernen, eine schöne
Tontafel zu formen. Je nach Inhalt erhielt die Tafel ein unterschiedliches
Format und Aussehen. Sie konnte aus grobem Material oder mit sehr fein
geschlämmtem Ton überzogen sein. Schülertafeln des 3. und
2. Jahrtausends v. Chr. waren oft rund.
Geschrieben
wurde mit einem Schreibrohr. Zunächst wurde das Rohr so angeschnitten,
dass eine V-förmige Spitze entstand. Im 1. Jahrtausend schrieb man
mit Metallgriffeln, die vorne quadratisch ausliefen und dadurch sehr scharfe,
prägnante Keile produzierten.
Der Lehrer
oder sein Assistent schrieb am Morgen auf, was der Schüler zu lernen
hatte. Der Schüler hatte davon eine Kopie zu machen und den Stoff
auswendig zu lernen.
Von Beginn
an lernte das Kind auch Zahlen zu schreiben, in den ersten Jahren wohl
die unter 100. Da man im Sumer und Babylonien als Grundzahl die 60 verwendete,
musste es Brüche und Vielzahl von 60 kennen. Ein Symbol für Null
haben die Babylonier oder Assyrer erst spät, um 700 v. Chr. entwickelt
und in astronomischen Texten benutzt, aber nie am Ende einer Zahl wie z.B.
60.
Für Hohlmasse,
Flächen oder Stückzahlen zählbarer Objekte waren jeweils
andere Masseinheiten zu lernen. So spricht man auch bei uns von 1 Liter
Bier oder 1 Pfund Silber.
Der Mathematik-Unterricht
in höheren Klassen beschäftigte sich gerne mit Multiplikationen
hoher Zahlen und Mengen. Die Schüler lösten algebraische Gleichungen
der vierten, sechsten und achten Potenz, berechneten Volumen von Getreidespeichern
und Flächen von Feldern. Wie Verwaltungsbeamte rechneten sie aus,
wieviele Arbeiter und Lasttiere für einen Kanalbau nötig waren,
welche Erdmassen beim Bau von Tempeln zu bewegen waren, wieviel Schafe
in den Herden oder Getreide und Datteln in den Silos vorhanden waren. |
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